René Stettler, Dr. phil.
Moderator - Dozent - Autor/Referent

 
Publikationen

Auf dieser Seite finden Sie neben meinen Publikationen auch ausgewählte exklusive Audio- und Videodokumente der letzten Jahrzehnte von international bekannten Referenten wie Peter Weibel / G. J. Lischka, Friedrich Kittler, Oswald Wiener, Josef Mitterer, Karl Pribram, Abner Shimony, ein Gespräch über den "Anti-Psychiater" David Cooper (Anne Duden / Aurel Schmidt), Siegfried J. Schmidt, Jean Baudrillard, Niklas Luhmann, Otto E. Rössler, Ernst von Glasersfeld, die in Luzern aufgetreten und von denen einige verstorben sind. Nehmen Sie sich Zeit für die einzelnen Vorträge oder Podiumsdiskussionen. Ich verweise auf weitere Referate (Biennalen 2012 - 2022) via arttv.ch.

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Luzerner Vorlesungen und Gespräche
picTranskriptionen (Buchbeiträge)
picNiklas Luhmann in Luzern
picLuzerner Plakataktion mit Sir Roger Penrose und ein anhaltender Disput
picLegendäres Referat von Sir Roger Penrose, Luzerner Theater 20.1.2001
picLegendäre Podiumsdiskussionen, Luzerner Theater 20./21.1.2001 ("Das Rätsel des Bewusstseins")
picJean Baudrillard in Luzern

picpic2014 erschien mein Buch The Politics of Knowledge Work in the Post-Industrial Culture (Ambra Verlag / Birkhäuser Verlag, Wien / Basel). Das Ziel des Buches ist die Darstellung einer Erkenntnistheorie über kulturelle Arbeit sowie Überlegungen zu den Möglichkeiten für handlungsorientierte Methoden für kulturelle Arbeit und deren Funktion als treibende Kraft für Bürgerdialoge und gesellschaftliche Veränderungen. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der ökologischen, ethischen und politischen Dimension der kulturellen Arbeit.

A second-order perspective for cultural work

In the book, I also elaborate a second-order perspective for cultural work that challenges contemporary forms of political power and social control within the framework of construction, production and distribution. Based on Heinz von Foerster’s socio-epistemological second-order model of learning, the book promotes a more anticipatory dynamism based on reflexive inquiries into the construction of longer-term impact, sustainable environment awareness, democratic debate, and improved qualities of individual and social interaction.
The Politics of Knowledge Work in the Post-Industrial Culture is a valuable resource for understanding cultural work and its relation to the wider political paradigm, in which the dissemination of knowledge is embedded and realised through diverse cultural work practices.
Das Softcover-Buch hat 196 Seiten mit 63, teils farbigen Abbildungen und ist im gut sortierten Buchhandel sowie online erhältlich. pic The scope of the book and foreword by Roy Ascott pic Book review (2014) in the journal Constructivist Foundations

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Cartoon © Gabi Kopp and René Stettler (Economy of Knowledge [detail], 2008)


picpic2009 Roy Ascott (UK), Reinhold Bertlmann (A), Ulrike Gabriel (D), Ernst von Glasersfeld (USA), Stuart Hameroff (USA), Luis Eduardo Luna (FL/BR), Josef Mitterer (A), Sir Roger Penrose (UK), Otto Rössler (D), Peter Weibel (A), Anton Zeilinger (A). Zu einer neuen Quantenphysik des Bewusstseins - Gespräche an den Grenzen der Erkenntnis. Die für dieses Buch ausgewählten Luzerner Gespräche zu Themen aus Naturwissenschaft, Technik und Ästhetik, legen den Fokus auf die seit einigen Jahren polemisierte Beziehung zwischen Quantenphysik und Gehirnforschung. Dabei wird für die Lesenden nachvollziehbar, wie akademische Streitgespräche als spannende Auseinandersetzung zwischen herausragenden Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen geführt werden. pic Vorwort

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pic1998 Hansjürg Buchmeier, Maler. Kunstmarkt. Photo-CD mit 100 handschriftlichen Notationen zu real existierenden Bildern aus der Kunstgeschichte inkl. Original-Coverbild des Künstlers. Diese CD ist vergriffen.


picpic1997 Otto E. Rössler, Chaostheoretiker und René Stettler, künstlerischer Leiter Neue Galerie Luzern. Interventionen: Vertikale und horizontale Grenzüberschreitung. Dieses Buch ist nicht mehr erhältlich. In zwei Richtungen bewegt sich die Wissenschaft gegenwärtig über bisher gesteckte Grenzen hinweg vertikal und horizontal. Vertikal verläuft die Richtung der Evolution, horizontal geht es um die Überschreitung des "Schnittes", der in der physikalischen Welt auftritt. Moderne Namen für diese beiden Ansätze sind Ultraperspektive und Endophysik.

picpic1997 Otto E. Rössler, Chaostheoretiker und Peter Weibel, Medien- und Kunsttheoretiker. Aussenwelt - Innenwelt - Überwelt. Ein Gedankenspiel wird gespielt. Es kann einfach nicht sein, dass es "hinhaut", denn Wissenschaft "haut" nie auf Anhieb hin. Formal gesehen ist der Marxsche Begriff der Weltveränderung in der Tat der harmlosere, da damit letzten Endes nur eine Veränderung in der Welt gemeint ist.

picpic1997 Gerhard J. Lischka, Medientheoretiker und Peter Weibel, Medien- und Kunsttheoretiker. Engagement: Jetzt und Hier. Am 25. März 1994 begegneten sich die beiden intellektuellen Schwergewichte Weibel und Lischka im Alten Casino von Luzern zu einem öffentlichen Gespräch dessen Transkription mit dem vorliegenden Buch publiziert wurde. Siehe Photo unten © René Stettler, 1994.

Zeitdokument Medientheorie, Computer-
kultur, Kunst und Gesellschaftskritik

Lange vor dem global zugänglichen Internet, der Erfindung von Smartphones und der weltumspannenden digitalen Vernetzung unterhalten sich Weibel und Lischka über die ontologischen Konsequenzen digitaler Gedächtnisse und der interaktiven Computerkunst für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft, mit dem Fokus auf Philosophie, Politik, Weltanschauung und Freundschaft. Das Gespräch wurde am 14. September 2023 auf dieser Webseite ungekürzt publiziert. Nachdem Peter Weibel am 1. März 2023 in Karlsruhe verstarb, ist das Gespräch, das einen umfassenden Einblick in das kritische Denken zweier Freunde bietet, sowohl Vermächtnis als auch intellektuelle Schatzgrube. Auch 30 Jahre später ist es von unverminderter Aktualität.


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Demokratische Verhältnisse in der Techno-
Kultur oder Techno-Faschismus?

picpicAm 24. September 1995 lud ich Peter Weibel (1944 - 2023) an die erste Biennale Gehirn - Geist - Kultur ins Kunstmuseum Luzern ein. Sein Referat, das Sie nachstehend ungekürzt hören können, ist ein Beispiel fundierter Medien- und Gesellschaftskritik. Schon früh warnte Weibel vor den Gefahren der Gleichschaltung und dem Prinzip der Exklusion des Anderen, als Folge staatlich-industriell gelenkter Interessen, die mit der Erfindung des global zugänglichen Massenmediums Internet einhergehen und demokratisches Handeln unter Druck setzen. Das Referat wurde auf dieser Webseite am 28. Oktober 2023, 28 Jahre später, publiziert.


picpic1997 Friedrich Kittler, Kultur- und Medientheoretiker. Kunst und Technik. Zum wahrhaft erstenmal gibt es einen Code, den digitalen, der zwischen Zahlen und Buchstaben, Zahlen und Klängen, Zahlen und Bildern keinen Unterschied mehr macht. Im Prinzip können also alle Kunstwerke und alle Medien, die die Geschichte hervorgebracht hat, im Universalmedium Computer aufgehen, wie das für Radio und Fernsehen schon sehr absehbar ist.

Die Evolution hinter unserem Rücken

picpicAm 22. September 1995 eröffnete der deutsche Medientheoretiker Friedrich Kittler (1943 - 2011) mit einem herausragenden und noch immer hoch aktuellen Referat die erste Luzerner Biennale Gehirn - Geist - Kultur im Kunstmuseum Luzern. Das bis heute verkannte Genie Kittler war ein dezidierter Apple-Feind der ersten Stunde und einer der profiliertesten intellektuellen Feinde des Apple-Universums. Er beschreibt in diesem Referat aus der Perspektive des Verhältnisses von Technik und Kunst eine im Weltzeitalter des Menschen hinter unserem Rücken stattfindende Evolution und die sich abzeichnende Interaktion mit Computern, indem er unsere Beherrschbarkeit künftiger digitaler Maschinenparks schon vor rund 30 Jahren infrage stellte. ChatGPT lässt grüssen! Das Referat wurde auf dieser Webseite am 30. Oktober 2023, 28 Jahre später, publiziert. Eröffnungsrede Ueli Habegger, Kulturbeauftrager der Stadt Luzern (ab Anfang), Einführung René Stettler (ab 52:05), Vorstellung von Friedrich Kittler (ab 41:10), Referat in ganzer Länge (ab 40:13).


Mit dem für die damalige Zeit futuristischen Titel Gehirn - Geist - Kultur fand im Nordsaal des von 1931 bis 1933 erbauten Luzerner Kunst- und Kongresshauses (in dem das Kunstmuseum integriert war) die allererste Biennale statt (Bild unten, Aussenansicht des markanten Gebäudes; © www.e-periodica.ch). 1998 wich der Bau dem neuen Kunst- und Kongresszentrum (KKL).
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Bewusstsein und Information

pic2 Am 23. Januar 2005 sprach der österreichisch-kanadische Kybernetiker, Sprachtheoretiker und Schriftsteller (u. a. Die Verbesserung von Mitteleuropa, 1969) Oswald Wiener (1935 - 2021) an der Biennale Bewusstsein und Teleportation. Moderiert wurde das Referat von Josef Mitterer unter Einschluss der Frage von Peter Weibel am Schluss zur Relevanz einer Quantentheorie des Gehirns, deren Bedeutung bei der Erklärung des Bewussteins Wiener in Abrede stellte. Das Referat wurde auf dieser Webseite am 11. November 2023, 18 Jahre später, publiziert.

Abstract
(von Oswald Wiener)

Ich beschreibe ein Schichten-Modell der ‚Orientiertheit’ eines Organismus in seinen Umgebungen, speziell eine Schicht ‚sensomotorischer Schemata’, eine Schicht von ‚Modellen’, sowie Synergien dieser Schichten. Operanden-Surrogate und Schema-vermittelte Reize heißen ‚Information’, wenn sie in der Funktion von Zeichen vorhandene Modelle steuern oder zur Konstruktion neuer Modelle beitragen. Da dieser Informations-Aspekt von (Pseudo-)  Zufällen abhängt, existiert (auf der Seite des Organismus) keine effektives Verfahren zur Konstruktion von zweckgerichteten Modellen. Kandidat für die umgangssprachliche Bezeichnung  „Bewusstsein“ ist die Interaktion der Modell-Schicht mit der jeweils gegebenen Information (auch unter dem Aspekt der ‚Aufnahme’). In physiologischer Betrachtung werden die relevanten Vorgänge von Zell-Verbänden getragen, daher scheiden Quanten-Effekte wie z. B. Teleportation als spezifische kausale Faktoren aus.

Das dualistische Erkenntnisprinzip als
das Paradogma der Philosophie

picpicAm 23. September 1995 stellte der Klagenfurter Philosoph Josef Mitterer (geb. 1948) anlässlich der ersten Luzerner Biennale Gehirn - Geist - Kultur im Kunstmuseum Luzern seine Thesen einer neuen Philosophie vor. Diese kritisiert den Dualismus, der auf der Voraussetzung einer Dichotomie zwischen Sprache und Wirklichkeit beruht. Das Publikum, darunter kritische Zuhörer wie Peter Weibel und Gerhard Johann Lischka, folgte der Aufforderung Mitterers sich mit Anmerkungen zur von ihm vorgestellten nicht-dualisierenden Argumentationsweise diskursiv einzubringen. So ergab sich in Luzern ein öffentliches Gespräch von rückblickend zeitdokumentarischem Wert, bei welchem der Radikale Konstruktivismus den erkenntnistheoretischen Rahmen bildete. Sie können das Referat und die Fragen der Teilnehmenden in ganzer Länge nachstehend anhören. Es wurde auf dieser Webseite am 31. Oktober 2023, 28 Jahre später, publiziert. Viel Vergnügen!


Minding Quanta

2picAm 23. Januar 2005 gab Karl Pribram (1919 - 2015) anlässlich der Biennale Bewusstsein und Teleportation ein herausragendes Referat in Luzern, in dem er verschiedene Fragestellungen seiner neurowissenschaftlichen Forschung und das Modell eines "holonomen Gehirns" vorstellte. Moderiert wurde der Vortrag von Stuart Hameroff.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Karl Pribram in den 1960er Jahren bekannt, als er gemeinsam mit dem Quantenphysiker David Bohm dieses Modell entwickelte. Dem Modell zufolge soll das Gehirn Informationen nicht in einzelnen Gehirnzellen oder Zellverbänden speichern, sondern ähnlich wie bei einer Holografie in einem von Welleninterferenzen bestimmten Muster.

Abstract
(von Karl Pribram)

The revolution in science inaugurated by quantum physics made us aware of the role of observation in the construction of data. Eugen Wigner remarked that in quantum physics we no longer have observables (invariants) but only observations.  Tongue in cheek I asked whether that meant that quantum physics is really psychology, expecting a gruff reply to my sassiness.  Instead, Wigner beamed a happy smile of understanding and replied “yes, yes, that’s exactly correct.” David Bohm pointed out that, were we to look at the cosmos without the lenses of our telescopes, we would see a hologram. I have extended Bohm’s insight to the lens in the optics of the eye. The receptor processes of the ear and skin work in a similar fashion. Without these lenses and lens-like operations all of our perceptions would be entangled as in a hologram. The import of these insights for quantum physics and teleportation is the topic of this presentation.   

Sie können das Referat und die anschliessenden Fragen der Teilnehmenden in ganzer Länge nachstehend auf Englisch und Deutsch (Dolmetschung) anhören. Es wurde auf dieser Webseite am 6. November 2023, 18 Jahre später, publiziert.

Originalvortrag Englisch (unten) / Dolmetschung Deutsch (weiter unten)

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How deep into philosophy has recent physics carried us?

2picAm 22. Januar 2005 eröffnete der US-amerikanische Physiker und Wissenschaftsphilosoph Abner Shimony (1928 - 2015) die Biennale Bewusstsein und Teleportation. Moderiert wurde der Vortrag, der via Telefonleitung in Boston nach Luzern gehalten wurde, von Dick Bierman.
Abner Shimony beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit den Grundlagen der Quantentheorie und gibt Einblick in Forschungsfragen an der Schnittstelle von Naturwissenschaft und Philosophie. 1993 erschien sein zweibändiges Werk The Search for a Naturalistic World View.

Abstract
(Abner Shimony)

Heisenberg convincingly argued that the quantum state of a system is an objectively real entity, with a philosophically novel status: a network of potentialities, each of which is less than an actual property of the system and yet more than mere logical possibility. Because of the linearity of the time-dependent Schroedinger equation, an initial superposition of the state of a system is preserved, and hence the actualization of a potentiality in the measurement process is baffling. A comparably baffling problem is the problem of evolution of consciousness in a universe whose primitive constitutents exhibit nothing like consciousness. A fascinating philosophical conjecture – suggested by Whitehead's philosophy – is that these two problems must be solved in tandem, if at all: that quantum potentiality is the conceptual key to the evolution of consciousness, and consciousness is the locus of a nonlinear modification of the Schroedinger equation whereby potentialities are actualized. This conjecture is serious only if experimentally supported, e.g., by human psychological evidence about transitions between conscious and unconscious states, and by work like that of Dick Bierman indicating that an entangled quantum state of the apparatus of two observers can be a medium of communication.

Sie können das Referat in ganzer Länge ungekürzt auf Englisch und Deutsch (Dolmetschung) anhören. Es wurde auf dieser Webseite am 3. Dezember 2023, 18 Jahre später, publiziert. Der Vortrag wurde via Telefonlinie in bester Audioqualität aus den USA ins Verkehrshaus der Schweiz übertragen. Shimony, der wegen der Zeitverschiebung mitten in der Nacht aufstehen musste und dies trotz vorgerücktem Alter in Kauf nahm, zeigte 7 Slides, z. T. handschriftliche Notizen und Zeichnungen, welche Sie hier herunterladen können: pic Slides Luzerner Referat von Abner Shimony. Es erleichtert Ihnen den Argumentationen besser zu folgen.

Originalvortrag Englisch (unten) / Dolmetschung Deutsch (weiter unten)

picpic1993 Vilém Flusser, Kommunikationsphilosoph und Gerhard Johann Lischka, Mediator und Schriftsteller. Intervention. Gespräch auf CD, aufgenommen am 26. Mai 1991 im Schlössli Götzental, Dierikon, LU. Vilém Flusser sah in der Wissenschaft eine Form der Kommunikation. Es war ihm deutlich, dass Wissenschaft sehr viel mit Kunst zu tun hat. Das Gespräch ist als Audio-CD erhältlich.

Weiter denken - David Cooper

picpicAm 22. November 1992 unterhielten sich im Alten Casino von Luzern unter dem Titel Weiter denken - David Cooper die Schriftstellerin Anne Duden (geb. 1942) und der Redaktor und Schriftsteller Aurel Schmidt (geb. 1935) über das Denken und Werk des Theoretikers und führenden Kopfs der Antipsychiatrie-Bewegung David Cooper (1931 - 1986; Bücher u. a. Der Tod der Familie, 1971). Dieses denkwürdige öffentliche Gespräch fand unter Einschluss von Publikumsfragen statt. Stichworte: Normalisierung, Psychiatrie-Kritik, personale Autonomie, Madness und Alienation, Einsamkeit, Gemeinsamkeit etc. Das Gespräch wurde auf dieser Webseite am 10. November 2023, 31 Jahre später, publiziert. Fotos: Anne Duden; Aurel Schmidt (von Ruedi Suter).

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2014 organisierte ich die Biennale “Die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen – Be the change we want to see in the world” (20-Jahre Jubiläum). Die NZZ berichtete pic "Grosse Fragen in der kleinen Leuchtenstadt" (25.1.2014). In einer Medienmitteilung pic "Swiss Biennial Final Press Release, 22 January 2014, 13.35 CET" warnten die teilnehmenden Referentinnen und Referenten vor den Konsequenzen der Klimaerwärmung.
In der Eröffnungsansprache (siehe unten) verwies ich auf die Fakten: Unsere Gesamtstrategie für die Durchführung der Great Transition (grosse Umwälzung) muss daran orientiert sein, das zu erreichen, was für alle systemischen Änderungen nötig ist: das Narrativ und die Theorie des gegenwärtigen Systems diskreditieren; die Förderung eines neuen anzustrebenden Narrativs und seiner Theorie, die Machtbasen, die das heutige System stützen, schwächen und neue Machtbasen mit der Forderung nach Systemänderung etablieren (Stewart Wallis).

Die Konferenz verzeichnete einen Besucherschwund im Vergleich mit früheren Biennalen. Die Themen schafften es nicht die Menschen in Massen ins Verkehrshaus zu locken, obschon sie hoch aktuell waren. Man kann 10 Jahre später nur wiederholen: Der Katastrophe des Klimawandels rasen wir sehenden Auges entgegen und beschleunigen dabei sogar noch unsere Geschwindigkeit. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Eskalationsstufe erreicht sein wird.
Trotzdem erhielten wir auch viele positive Reaktionen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Schade, dass viele der Biennale fernblieben, weil die Themen offenbar unbequeme Wahrheiten zutage beförderten, die jetzt noch aktueller sind als vor 10 Jahren! pic Biennale 2014 - Testimonials

Marcel Brenninkmeijer, der 2014 der Good Energies Foundation (Zug) vorstand, skizzierte an dieser Biennale lösungsorientierte Ansätze für Projekte mit Solarenergie in Haiti.

People, Planet and Profit in Harmony (Abstract Marcel Brenninkmeijer)

picGanzheitliche Lösungen müssen gefunden werden, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Eine dringend benötigte CO2-Steuer würde diesen Wandel beschleunigen, ebenso die Abschaffung der fossilen Brennstoff-Subventionen. Dies würde dann die Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz-Massnahmen in die Lage versetzen unter fairen Wettbewerbsbedingungen mit den fossilen Brennstoffen zu konkurrieren.
Da die meisten CO2-Senken beinahe gesättigt sind, müssen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Haiti könnte als Vorzeigemodell dienen. Finanziell nachhaltige Wiederaufforstungsmodelle sind notwendig, um die Finanzierung der Wiederherstellung von bis zu 1 Milliarde Hektaren an zerstörten Waldflächen sicherzustellen. Bäume tragen neben der CO2-Bindung auch zur Wolkenbildung bei. Der Regen steigert dann die landwirtschaftliche Produktivität. Ethanol gewonnen aus Maniok und der Zuckerpalme könnte zur Transformation von Haiti beitragen hin zu einem Energie exportierenden Land mit Handelsbilanzüberschuss. Dabei wird nicht nur die Arbeitslosenquote von 40% reduziert, sondern der Anbau von Bäumen und landwirtschaftlichen Produkten würde ausserdem notwendige Nahrungsmittel produzieren und die Haitianer davon abhalten in die Vereinigten Staaten zu emigrieren.

Video links: 18 January 2014 - Marcel Brenninkmeijer (Vortrag auf Englisch) -- Video rechts: 18. Januar 2014 - Eröffnung René Stettler (Deutsch)
© Neue Galerie Luzern, 2023


Transkriptionen (Buchbeiträge)

picpicBaudrillard, Jean, Gespräch (Lischka, Gerhard Johann, Hrsg.):
Die Illusion und die Virtualität
, Bern: Benteli Verlag (1994).
picLuhmann, Niklas, Gespräch (Lischka, Gerhard Johann, Hrsg.):
Die Ausdifferenzierung des Kunstsystems, Bern: Benteli Verlag (1994).
picSchmidt, Siegfried J., Gespräch (Lischka, Gerhard Johann, Hrsg.):
Medien = Kultur?, Bern: Benteli Verlag (1994).

picDen Publikationen waren öffentliche Auftritte in Bern und Luzern vorangegangen. Am 1. Oktober 1993 folgte der französische Soziologe Jean Baudrillard (1929 - 2007) meiner Einladung nach Luzern (die Luzerner Zeitung, Nr. 231, berichtete am 5.10.1993 im Kulturteil: "Ein Hoherpriester der Gedanken", Autor: Fabrizio Brentini). Auftritt von Jean Baudrillard in Luzern.



picAm 17. Dezember 1993 folgte der Luzerner Besuch des deutschen Soziologen Niklas Luhmann (1927 - 1998), ebenfalls im Kunstmuseum Luzern - wiederum moderiert von G. J. Lischka. Der Artikel mit dem Titel "Alle leben in ihren eigenen Systemen" von Maria Vogel in der Luzerner Zeitung vom 21. oder 22.12.1993 (Zeitungsausschnitt ohne Erscheinungsdatum in meinem privaten Archiv) schloss mit den Sätzen:

"In seinen Aperçus zur Kunst verwies Luhmann auf drei Beobachtungsstufen, die der Überraschung, des Erkennens und des Zufalls. Auch Kunst sei ein geschlossenes System, das nur innerhalb dessen beurteilt werden könne. Deshalb ist das mit Kunst bezeichnet, was als dem System zugehörig bezeichnet wird. Hier zeigt sich ein perfekter Zirkel: denn wer ist der, der deklariert? Luhmann geht es auch nicht um solche Deklarationen, sondern um die Beschreibung dessen, was er beobachtet, und darin sieht er die Aufgabe der Soziologie".
Hier können Sie das Gespräch Luhmann / Lischka, das zweifelsohne ein Zeitdokument ist, in seiner ganzen Länge anhören. Publiziert wurde es auf dieser Webseite am 7. September 2023, 30 Jahre später.

Hier können Sie das Gespräch Schmidt / Lischka anhören: Zeitdokument Radikaler Konstruktivismus / Diskurs Neue Medien/Kultur. Das Gespräch fand am 29. Oktober 1993 im Alten Casino, Luzern, statt. Publikation am 12. September 2023 auf dieser Webseite.



Luzerner Plakataktion mit Sir Roger Penrose
und ein anhaltender Disput


picpicVor über 20 Jahren war der britische mathematische Physiker Roger Penrose (geb. 1931) zum ersten Mal Gast in Luzern, anlässlich des Symposions "Das Rätsel des Bewusstseins", das ich im Jahr 2001 im Luzerner Theater organisierte. Die Arbeiten von Penrose auf den Gebieten der mathematischen Physik und der Kosmologie sind hoch geachtet. Internationale Beachtung erhielt sein 1996 mit dem Astrophysiker Stephen Hawking (1942 - 2018) veröffentlichtes Buch "The Nature of Space and Time". picMit "Schatten des Geistes" legt Penrose 1994 eines seiner wichtigsten Bücher vor in dem er argumentiert, dass das menschliche Bewusstsein nicht algorithmisch darstellbar sei und mit einem digitalen Computer weder berechnet noch von einer Maschine simuliert werden könne. Die Quantenmechanik ist gemäss Penrose von Bedeutung, da sie eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Bewusstseins spielt. Grosser Publikumsaufmarsch im Luzerner Theater, das damals unter der Leitung von Barbara Mundel stand.


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Legendäres Luzerner Referat mit farbig gestalteten Overhead-Projektor-Folien (und anschliessende Diskussion mit Publikumsfragen) des späteren Nobelpreisträgers in Physik (2020), Roger Penrose, am 20. Januar 2001. Sprache: Englisch.
Titel: Quantum Theory and The Brain: Some Experimental Ideas. Anschliessend Kurzreferat Stuart Hameroff.
Gesamtdauer: 56'. Bitte entschuldigen Sie die eingangs nicht optimale Tonqualität. Publikation des Videos auf dieser Webseite 22 Jahre später, am 9. August 2023. Zeitdokument Bewusstseinsforschung, Quantenphysik, Naturwissenschaft.

Abstract (von Roger Penrose)

Die Quantentheorie ist eine der grossen wissenschaftlichen Revolutionen der Physik des 20. Jahrhunderts (die andere ist Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie). Die Quantentheorie enthält jedoch ein scheinbares Paradoxon, das unter dem Namen ”Messproblem” bekannt ist. Grob gesagt besteht das Problem darin, dass in der Quantenwelt einfacher Systeme von Teilchen und Molekülen etwas ”in zwei Zuständen zur gleichen Zeit” existieren kann. In der klassischen Welt der normalen Objekte sind solche Superpositionen nie beobachtet worden.
Es gibt verschiedene konventionelle Erklärungen, die versucht haben, dieses Paradoxon zu lösen. Sie setzen gewissermassen einen bewussten Beobachter voraus. Ich schlage eine Sichtweise vor, die sich diametral zu den herkömmlichen Erklärungsversuchen verhält. Ich argumentiere, dass das Messproblem in eine unbelebte objektive Physik münden muss, die eine subtile Änderung der Gesetze der Quantenmechanik bedingt. Auf diese Weise wird die Rolle des bewussten Beobachters in Bezug auf seine paradoxen Eigenschaften bei der Messung durch einen objektiven physikalischen Prozess ersetzt.

Photos unten: Roger Penrose und Stuart Hameroff anlässlich der Biennale "Das Rätsel des Bewusstseins", Luzerner Theater, 20.1.2001. © René Stettler, 2001
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Photo oben: Alt Bildungs- und Kulturdirektor des Kt. Luzern, Dr. Ulrich Fässler (geb. 1943), anlässlich der Eröffnung der Biennale "Das Rätsel des Bewusstseins", Luzerner Theater, 20.1.2001. © René Stettler, 2001. Siehe auch den nachstehenden Filmclip 5'24''. Sowie auch die Eröffnung der Biennale durch die Direktorin der Luzerner Theaters, Barbara Mundel, 1'54''.


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Nachstehend können Sie die legendären Podiumsdiskussionen im Luzerner Theater vom 20. und 21. Januar 2001 in ganzer Länge anhören ("Das Rätsel des Bewusstseins"). Es handelt sich um zwei Zeitdokumente. Die Teilnehmenden sind neben den beiden späteren Nobelpreisträgern in Physik Roger Penrose (UK) und Anton Zeilinger (A) auch Roy Ascott (UK), Reinhold Bertlmann (A), Ulrike Gabriel (D), Ernst von Glasersfeld (USA), Stuart Hameroff (USA), pic Luis Eduardo Luna (FL/BR), Josef Mitterer (A). Moderation: Peter Weibel (A). Die Streitgespräche erschienen als Transkriptionen auf Deutsch im Buch Zu einer neuen Quantenphysik des Bewusstseins - Gespräche an den Grenzen der Erkenntnis (2009), siehe weiter oben.

Eine der Paradoxien, mit denen die Quantenphysik das menschliche Denken ausreizt, ist die von Anton Zeilinger 1997 in Innsbruck experimentell vorgeführte Teleportation von Quantenzuständen. Den naturwissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Kontext der Aufsehen erregenden Experimente bilden die Phänomene der Quantenverschränkung und Nichtlokalität. Im Gespräch werden diese Phänomene kontrovers diskutiert, da ihre probabilistischen Eigenschaften für die Naturwissenschaft nicht unproblematisch sind.
Das Video links ist auf Englisch mit partieller Übersetzung (Dolmetschung); das Video rechts gibt die Diskussionen auf Deutsch wieder, ebenfalls stellenweise mit Dolmetschung. Länge der Videos je ca. 1'25''. Bitte entschuldigen Sie die nicht immer optimale Tonqualität. Publikation der Videos auf dieser Webseite 22 Jahre später, am 16. August 2023.
Sitzordnung der Podiumsteilnehmer von links nach rechts: Anton Zeilinger, Ulrike Gabriel, Reinhold Bertlmann, Peter Weibel (Moderation), Ernst von Glasersfeld, Stuart Hameroff, Sir Roger Penrose, Josef Mitterer.

20 January 2001 - Panel English -- 20. Januar 2001 - Podium Deutsch
© Neue Galerie Luzern, 2023


21 January 2001 - Panel English -- 21. Januar 2001 - Podium Deutsch
© Neue Galerie Luzern, 2023


Das zweite Gespräch gibt u. a. Einblicke in quantenphysikalische Erklärungsversuche der Wirkung von bewusstseinserweiternden Substanzen wie Ayahuasca, einem halluzinogenen Präparat aus dem Amazonasbecken.
Das Video links ist auf Englisch, partiell mit Übersetzung (Dolmetschung); das Video rechts gibt die Diskussionen auf Deutsch wieder, ebenfalls stellenweise mit Dolmetschung. Länge des Videos ca. 66'. Publikation auf dieser Webseite 22 Jahre später, am 20. August 2023.
Sitzordnung der Podiumsteilnehmer von links nach rechts: Luis Eduardo Luna, Otto E. Rössler, Peter Weibel (Moderation), Roy Ascott, Stuart Hameroff, Sir Roger Penrose.

Die Kontroverse zwischen Roger Penrose und Anton Zeilinger, der die Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik vertrat, zeigte fundamentale erkenntnistheoretische Differenzen auf (Karikatur unten). Legendäres Referat von Anton Zeilinger in Luzern, 20. Januar 2001. Roger Penrose, der eine vollständigere Theorie der Quantenmechanik und Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie forderte, vertrat in der Luzerner Diskussion die Meinung (an der er bis heute festhält), dass Singularitäten wie Schwarze Löcher und der Big Bang nur mit dem Verständnis der Quantengravitation zufriedenstellend erklärt werden könnten.

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Karikatur (Ausschnitt) oben: (v. l. n. r.) Otto Rössler, Sir Roger Penrose, Anton Zeilinger. © René Stettler, Gaby Stettler (Aquarell), 2003

picDass Penrose die von vielen Physikern akzeptierten Untersuchungsmethoden des Schrödinger-Evolutionsformalismus in Frage stellte, stiess nicht auf Zustimmung. Es gab grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, wie jene der von Peter Weibel aufgeworfenen Frage zu einer Theorie der Information der Wahrscheinlichkeit. Penrose winkte ab, mit der Begründung, dass man Verschränkungen (gemeint ist das quantum entanglement), nicht mit einer "die klassische Wahrscheinlichkeit erklärenden Theorie" beschreiben könne. Das "Quanglement" - einem von Roger Penrose in Luzern benutzten Neologismus - verhalte sich nicht "klassisch-probabilistisch". Mit dem Begriff wird das Problem der in quantenmechanischen Systemen vorhandenen "Information", die nicht mit den Gesetzen der klassischen Informationstheorie beschrieben werden kann, artikuliert.

Bild unten: Eine zerrissene Dollarnote als "klassisches" Bild für die von Otto E. Rössler (geb. 1940) vorgeschlagene Versendung von sogenannten "Halbbotschaften" mit Über- bzw. Unterlichtgeschwindigkeit. Roger Penrose fand die Idee von Otto Rössler interessant, wies aber darauf hin, dass es für das Quanglement keine Analogie gäbe. Die zerrissene Dollarnote sei eben "nur ein Bild". © René Stettler, 2009
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Referat (52'10'') von Otto E. Rössler, am 21. Januar 2001 anlässlich des Symposions "Das Rätsel des Bewusstseins" im Luzerner Theater. Sprache: Deutsch. Publikation des Vortrags auf dieser Webseite am 4. September 2023, 22 Jahre später. © Neue Galerie Luzern, 2023
Titel: Ist die Physik ein privates Beobachtungsphänomen wie das Bewusstsein?

Abstract (von Otto E. Rössler)

Wenn die objektive Physik von Beobachtereigenschaften abhängig ist wie Einstein gezeigt hat, wird die physikalische Realität zu einer ”Schnittstellen-Realität”. Das Einsteinsche Prinzip einer beobachterzentrierten Realität kann auf die Mikrobewegungen im Beobachter ausgeweitet werden. Die daraus resultierende ”Mikro-Relativität” kann anhand von Modell-Universen studiert werden. In einem klassischen Billiard-Universum ist das Interface (unter gewissen Umständen) durch Mikro-Zeitumkehrungen charakterisiert. Diese Zeitumkehrungen können nicht ”ausgelöscht werden”. Sie hängen mit der endlichen Temperatur des Beobachters zusammen und stören vorallem kleine massearme Objekte, die beobachtet werden. Sie stehen auch mit dem Durchmesser des Beobachters im Zusammenhang und stören deshalb jedes schnell bewegte Objekt im Sinne einer von ihm nicht überschreitbaren Maximalgeschwindigkeit.


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Legendäres Luzerner Eröffnungsreferat auf Pragerdeutsch (!) am 20. Januar 2001 von Ernst von Glaserfeld (Foto oben) mit dem Titel Wie das Ich von sich zu wissen beginnt - Eine pragmatische Untersuchung, wie der Begriff des Ichs aufgebaut werden könnte anlässlich der Biennale "Das Rätsel des Bewusstseins". Auf von Glasersfelds Biografie verweist ein Kurzvideo vor dem Vortrag, eine ebenfalls legendäre Begegnung mit Heinz von Foerster.

Video links: Vortrag; Video rechts: Podiumsgespräch mit Publikumsfragen moderiert von Josef Mitterer. Länge der Videos: Vortrag: 37', Gespräch: 28'20''. Publikation auf dieser Webseite 22 Jahre später, am 26. Oktober 2023. © Neue Galerie Luzern, 2023

Abstract (von Ernst von Glasersfeld)

Ich argumentiere zunächst, dass das Wort "Realität" sich stets auf eine Welt beziehen sollte, die wir selbst auf Grund unserer Erfahrung aufbauen, und nicht auf eine selbständig existierende Welt, deren Repräsentation wir zu besitzen glauben. Das gleiche gilt meines Erachtens für den Begriff, den wir uns von uns selbst machen. In einer pragmatischen Untersuchung, wie dieser Begriff entsteht, will ich dann nahe legen, dass "Selbst", "Reflexion" und "Bewusstsein" unzertrtennlich miteinander verbunden sind. Wir können sie zwar als Phänomene ungefähr beschreiben, doch ihr Ursprung bleibt das Geheimnis einer der menschlichen Vernunft anscheinend unzugänglichen Sphäre.


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Rund 12 Jahre später lud ich eine Gruppe von Wissenschaftlern, Wissenschaftsphilosophen und Astrophysikern nach Luzern ein, welche u. a. neueste Forschungen in der Molekularelektronik und mathematischen Biologie vorstellten, unter ihnen Anirban Bandyopadhyay, Ruth Durrer, Andor Frenkel, Vahe G. Gurzadyan, Malcolm Longair, Ted Newman, Abner Shimony (1928 - 2015) und Jack Tuszynski. Das Ziel war die Komplexität des menschlichen Gehirns einem umfassenderen Verständnis zugänglich zu machen, mit der Absicht der öffentlichen Meinungsbildung zu dieser Frage. An der Biennale The Large, the Small and the Human Mind - Part 2 (Bild oben - der 1. Teil fand zwei Jahre vorher statt) mit Stargast Sir Roger Penrose, ging es im Kern wieder um die von einigen Wissenschaftlern hinterfragten Quantenprozesse im Gehirn bzw. die Frage, ob die Physik eine Rolle bei der Entstehung des Bewusstseins spielt.

Dennetts Antwort

Der international bekannte US-amerikanische Philosoph Daniel Dennett (geb. 1942) schrieb mir in einer E-Mail datiert vom 1. März 2006:


"I thought about bending my resolve to come to Lucerne (...), but the fact is that while I am fascinated by quantum computing, I know nothing about it that others don't know much better, and I am still convinced that quantum-physical approaches to consciousness are a total waste and a mistake. I have nothing more to say about it than I did when I wrote about Penrose and Hameroff's ill-considered version, and I don't have any desire to repeat that message! I have read nothing in the interim that has even tempted me to change my mind". (...)

Photo unten: Stuart Hameroff, Roger Penrose, anlässlich der Biennale "Das Rätsel des Bewusstseins", Luzerner Theater, 20.1.2001. © René Stettler, 2001
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Photo oben (v. l. n. r.): Roger Penrose (Rücken), Anton Zeilinger, Ulrike Gabriel, Reinhold Bertlmann, Peter Weibel, Ernst von Glasersfeld (1917 - 2010), Stuart Hameroff, anlässlich der Biennale "Das Rätsel des Bewusstseins", Luzerner Theater, 20.1.2001. Der Klagenfurter Philosoph Josef Mitterer, der ebenfalls in dieser Runde mitdiskutierte, fehlt im Bildausschnitt. © René Stettler, 2001

Ikonoklastischer Ansatz

Penrose und Hameroff stellten in Luzern ihr Orch-OR-Bewusstseinsmodell vor, das auf einem intuitiven Ansatz basiert. Es erklärt die Entstehung von Bewusstsein physikalisch und kritisiert das gängige neurowissenschaftliche Bild von Gehirn und Geist. Für mich trugen Penrose und Hameroff dazu bei, dass Fragen rund um die von ihnen geforderte "Physik des Bewusstseins" ins Zentrum der Diskussion rückten. Eine neue Physik mit der sich das Bewusstsein nicht berechnen aber vielleicht besser verstehen lässt. Angelpunkt der Debatte war die als kurios zu bezeichnende Rolle des menschlichen Beobachters, an der sich die (Natur-)Wissenschaft seit der Formulierung der Quantentheorie die Zähne ausbeisst. Penrose stellte auch seine von Kollegen angezweifelten Thesen eines zyklischen Universums vor. So schloss sich an der 9. Biennale der Kreis zwischen dem Grossen und dem Kleinen - und dem menschlichen Geist.

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Referenten und Chairpersonen, die an der Biennale 2012 "The Large, the Small and the Human Mind (Part 2)" auftraten (v. l. n. r.): René Stettler, Andor Frenkel, Malcolm Longair, Abner Shimony (1928 - 2015), Ezra (Ted) Newman, Ruth Durrer, Sir Roger Penrose, Anirban Bandyopadhyay, Stuart Hameroff, Vahe G. Gurzadyan. Jack Tuszynski, der ebenfalls in Luzern sprach, ist nicht auf dem Bild.

Nobelpreis 2020 in Physik für Roger Penrose

Roger Penrose wurde mit dem Nobelpreis 2020 in Physik ausgezeichnet. Er benutzte geniale mathematische Methoden, um zu beweisen, dass Schwarze Löcher eine direkte Folge der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein sind. Einstein selbst glaubte nicht daran, dass Schwarze Löcher existieren. Im Januar 1965, zehn Jahre nach Einsteins Tod, bewies Roger Penrose, dass Schwarze Löcher jedoch wirklich entstehen können, und er beschrieb sie im Detail; in ihrem Herzen verbergen diese eine Singularität, in der alle bekannten Naturgesetze aufhören. Sein bahnbrechendes Paper gilt bis heute als der wichtigste Beitrag zur allgemeinen Relativitätstheorie seit Einstein.
Referat (kostenlos online einsehbar) von Roger Penrose anlässlich der 9. Biennale vom 31. März / 1. April 2012 im Verkehrshaus der Schweiz, Luzern

ON THE MYSTERIOUS BRIDGE FROM QUANTUM TO
CLASSICAL, AND ITS ROLE IN CONSCIOUS MENTALITY



Einladung von Jean Baudrillard nach Luzern

picDie Aufnahme zeigt den damals 64jährigen, 2007 verstorbenen französischen Soziologen Jean Baudrillard links im reflektierten Blitzlicht des Photographen. Die Photographie entstand am 1. Oktober 1993 im Spiegellabyrinth des Luzerner Gletschergarten Museums. Gekonnte Photographie: Keine am Computer bearbeitete Vorlage! Der Berner Schriftsteller und Kulturphilosoph Gerhard Johann Lischka (geb. 1943), der in seinen Schriften die heutige uns wie eine Droge abhängig machende Mediatisierung kritisiert und mit dem ich damals in verschiedenen Projekten zusammenarbeitete, lotste Baudrillard in das Luzerner Spiegellabyrinth. So mäanderten wir zusammen - parlierend - durch den mit Spiegeln besetzten Luzerner Irrgarten.

Am Abend fand unter dem Titel Die Illusion und die Virtualität ein öffentliches Gespräch mit Baudrillard im Kunstmuseum Luzern statt, mit gegen 300 Besucherinnen und Besuchern! Sie können es nachstehend ungekürzt anhören. Alle, die die zentralen Begriffe in Baudrillards Denkgebäude kennen und mit seinem medientheoretischen Ansatz vertraut sind, wissen um seine Theorie der Virtualisierung bzw. des Simulacrums (im Sinne von Abbild, Spiegelbild, Traumbild, Götzenbild, Trugbild) mit der er die moderne Mediengesellschaft beschreibt. Die hinter dem Wort steckende Bedeutung bezieht Baudrillard auf beides: die Massenmedien als trügerische Welt des Scheins, die uns umhüllt und unsere Wahrnehmungen dominiert, wie auch die Welt unserer ganz privaten Phantasien und Vorstellungen, mit denen wir der medial erzeugten virtuellen Realität gegenüber stehen. Photo © Gerhard Johann Lischka, Bern.

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neu erstellt 2024

REFERENZEN - testimonials

picpicIm Buch The Politics of Knowledge Work in the Post-Industrial Culture zeigt René Stettler wie die transdisziplinäre Praxis von kultureller Arbeit (cultural work) in der Wissenschaftsvermittlung und der Kunst aussehen könnte, für die demokratisches, ökologisches und ethisches Handeln unabdingbare Voraussetzungen sind.

Christina Ljungberg
, Titularprofessorin, Englisches Seminar, Universität Zürich



picpicThe Politics of Knowledge Work in the Post-Industrial Culture is a work of profound reflection and intellectual courage, based on thorough scholarship, exemplary ethics, and visionary sensibility.

Roy Ascott
, British artist and theorist, President of the Planetary Collegium, University of Plymouth, UK